Lea
Die nachfolgende Geschichte kommt aus Amerika. 
		Sie handelt von einem Welpen in einem Petshop, einer Tierhandlung.
		Sie darf - ja sie soll - weiterverbreitet werden, da auch bei uns immer 
		noch viel zu viele Tiere von gewissenlosen Händlern auf Märkten zum 
		Verkauf angeboten werden und sich leider auch immer wieder Käufer dafür 
		finden. Oft sind diese Tiere krank. Auch wenn es nicht immer gleich so 
		schlimm ausgeht, wie in Lea´s Geschichte, so sind doch Kummer und Leid 
		bei Tier und Halter groß. Wir alle werden dringend dazu aufgerufen, 
		zukünftige Hundehalter/Tierhalter zu informieren und aufzuklären. Wenn 
		wir ein Tier erwerben wollen, sollten wir uns an einen wirklich 
		verantwortungsvollen Züchter wenden. Und denkt bitte stets daran, auch 
		in den Tierheimen warten unzählige Tiere darauf, wieder in liebevolle 
		Hände zu kommen. 
		Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin. Es war eng und 
		dunkel und nie spielte ein Mensch mit uns. Ich erinnere mich noch an 
		Mama und ihr weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn. Sie 
		hatte nur wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern. Die 
		meisten von ihnen waren plötzlich gestorben. Als sie mich meiner Mutter 
		wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig. Meine 
		Milchzähne waren kaum durchgestoßen und ich hätte meine Mama doch noch 
		so sehr gebraucht. Arme Mama, es ging ihr so schlecht. 
		Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und dass das 
		Geschrei meiner Schwester und mir ihnen auf die Nerven ginge. 
		So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir 
		kuschelten uns aneinander und fühlten, wie wir beide zitterten - 
		ohnmächtig vor Angst. 
		Niemand kam, um uns zu trösten. All diese seltsamen Geräusche und erst 
		noch die Gerüche - wir sind in einem "Petshop", einem Laden, wo es viele 
		verschiedene Tiere gibt. Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen. 
		Wir hören auch das Wimmern von anderen Welpen. 
		Meine Schwester und ich drücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig. 
		Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch, um uns zu begutachten. 
		Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns 
		weh. Oft hören wir sagen "oh, sind die süß, ich will eines", aber dann 
		gehen die Leute wieder fort. 
		Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben. 
		Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das 
		Leben aus dem dünnen Körper gewichen ist. 
		Ich sollte verbilligt nun abgegeben werden, damit ich bald wegkomme. 
		Niemand beachtet mein leises Weinen, als meine kleine Schwester 
		weggeworfen wird. 
		Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft! Jetzt wird alles 
		wieder gut. Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für mich 
		entschieden haben. Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei 
		und das kleine Mädchen trägt mich ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater 
		und ihre Mutter sagen, ich sei ein ganz süßes und braves Hundchen. 
		Ich heiße jetzt Lea. 
		Ich darf meine neue Familie auch ab schlabbern, das ist wunderbar. 
		Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut 
		auf mich auf, geben mir herrliches Essen und viel, viel Liebe. 
		Nichts will ich mehr, als diesen wunderbaren Menschen gefallen und 
		nichts Schöneres als mit dem kleinen Mädchen herumzutollen und zu 
		spielen. 
		Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte.
		
		Ich bekam einige Spritzen. Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, 
		hielt mich sanft und sagte, es wäre O. K., dann entspannte ich mich.
		
		Der Tierarzt schien meinen geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, 
		sie sahen ganz bestürzt aus. 
		Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von Dysplasie E und von Herz 
		zwei. 
		Er sprach von wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich 
		getestet worden seien. 
		Ich habe nichts von alledem begriffen, aber es war furchtbar, meine 
		Familie so traurig zu sehen. 
		Jetzt bin ich sechs Monate alt. Meine gleichaltrigen Artgenossen sind 
		wild und stark, aber mir tut jede Bewegung weh. 
		Die Schmerzen gehen nie weg. Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn 
		ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will. 
		Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach 
		nicht. Vater und Mutter sprechen über mich. 
		Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen. 
		In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hieß es 
		"genetisch" und man kann nichts machen". 
		Ich möchte draußen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, 
		möchte rennen und hüpfen. Es geht nicht. 
		Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je. 
		Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen, um zu trinken und nur noch 
		schreien vor Schmerzen. 
		Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind so seltsam, was ist los? 
		War ich böse? Sind sie am Ende böse auf mich? 
		Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich. Ach, wenn nur diese 
		Schmerzen aufhörten! 
		Ich kann nicht einmal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchens 
		ablecken, aber wenigstens erreiche ich ihre Hand. 
		Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst. Die Menschen weinen in 
		mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben. 
		Mit Mühe schaffe ich es, ihre Hand zu lecken. Der Tierarzt nimmt sich 
		heute ganz viel Zeit und ist sehr freundlich, und ich empfinde etwas 
		weniger Schmerzen. 
		Das kleine Mädchen hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich......Gott sei 
		dank, der Schmerz geht zurück. 
		Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit. 
		Ein Traum: Ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern auf einer 
		großen grünen Wiese. 
		Sie rufen mir zu, dass es dort keine Schmerzen gibt, nur Frieden und 
		Glück. 
		So sage ich meiner Menschenfamilie "Auf Wiedersehen" auf die einzig mir 
		mögliche Weise: 
		mit einem sanften Wedeln und einem kleinen Schnuffeln. 
		Viele glückliche Jahre wollte ich mit euch verbringen, doch es sollte 
		nicht sein. 
		Statt dessen habe ich euch so viel Kummer gemacht. 
		Es tut mir ja so sehr Leid, aber ich war halt nur eine Händlerware. 
		_________ Lea____________ 
		©1999 J. Ellis - bewilligte Übersetzung von E. Witter
